Ein Spaziergang durch Frankfurt (Oder)

Ein Spaziergang durch Frankfurt

Nimmt man sich die Zeit, mit dem Hunde oder seinen Kindern durch unsere Heimatstadt zu spazieren, kann man sich bisweilen an der Natur auf dem Ziegenwerder, am Anblick der wiederauferstandenen Marienkirche oder den mitunter recht  lieblos gepflegten Kleistpark  mit seinen alten Ehrengrabsteinen von Sauer, Wiecke, Zehme und weiteren erfreuen. Man sieht, dass an etlichen Stellen Bauarbeiten stattfinden und sich die Stadtkulisse manchmal positiv verändert.

So ging es auch mir, als ich mit meinem Hund die nördliche Innenstadt, das erste Mal seit langem, wieder zu Fuße erkundete. Ich parkte das Auto in der Nähe eines Restaurants. Kaum ausgestiegen, sah ich, wie an einer Mauer, der neue Anstrich schien noch gar nicht so lange her, eine Schmiererei mittels Farbe auf die Mauer aufgebracht wurde. Da stand doch tatsächlich „§ 303“. Mir stellte sich die Frage, ob der Paragraph 303 StGB gemeint war. Der regelt nämlich die Strafbarkeit von Sachbeschädigungen, wozu diese Schmiererei fraglos zählte.

Oder meinte der Schmierfink den Paragraphen 303 der Strafprozessordnung (StPO)? Es käme auch noch § 303 SGB V in Betracht. Leider lässt uns der, die oder das Schmierfink hier ratlos zurück. Üblicherweise wird bei Zitierungen von Paragraphen das entsprechende Gesetz mit angegeben, um eben solche Unklarheiten gar nicht aufkommen zu lassen. Nun gut.

Ich ließ es hinter mir und ging weiter, als ich an einem Denkmal vorbei kam. Es ist einem vor langer Zeit verstorbenen Menschen gewidmet. Er war ein Rauschebart-Träger, so ähnlich wie der Weihnachtsmann, den wir heute kennen und lieben. Doch dieser Mensch war nicht so gut und nett, sondern verfasste neben antisemitischen Schriften auch verschiedene Machwerke, die Massenmördern wie Stalin, Mao Zedong oder Pol Pot die Stichworte für ihr mörderisches Handeln lieferten. Dass bis heute keine Warntafel dort angebracht ist und im Zuge der Parksanierung wohl auch nicht geplant ist, eine solche aufzustellen, sei hier nur am Rande erwähnt.

Weiter ging es und von diversen Laternenmasten sprangen mir Aufkleber, oder neudeutsch auch Sticker genannt ins Blickfeld. Auf einem wurde dazu aufgerufen,gegen „rechts zu stickern, auf einem anderen wurde aufgeklärt, dass hier sogenannte Nazi-Propaganda überklebt wurde. Bei näherem Betrachten fiel mir auf, dass auch ein Aufkleber der AfD  dabei war. Was diese mit Nationalsozialistenzu tun hat, konnte ich jedoch beim besten Willen nicht erkennen.

An einem Supermarkt Berliner/ Ecke Bergstraße wähnte ich mich in Berlin Kreuzberg oder Friedrichshain. An einer Hauswand prangte und prangt wohl noch immer  ein riesengroßes Graffito, welches dazu auffordert, gegen Nazis zu kämpfen. Wer da wohl gegen wen  bzw. was kämpfen wollte? Dabei kam mir in den Sinn, dass die Nationalsozialisten ja 1945 besiegt wurden. Gut so!

Ob sich der Hausbesitzer daran nicht störte oder er es leid war, ständig linksradikale Schmierereien zu übertünchen man weiß es nicht.

Weiter auf meinem Wege kam eine Baustelle in Sicht. An den Laternenmasten, Fahrradabstellboxen und einer  Hauswand fanden sich allerlei dem linksextremenSpektrum zu zuordnende Aufkleber und Schmierereien. Dabei stellte ich fest, dass die eigentlich konträren Radikalen, rechts wie links,  ganz offenbar verdeckte Brüder im Geiste sind: Beide lehnen unseren Staat und seine Institutionen und Ordnungsorgane ab. Beide halten nichts  von der freiheitlich-demokratischen Grundordnung unseres Grundgesetzes. Sie faseln stattdessen von Anarchie,Enteignung, Kampf gegen den Kapitalismus und im Staate Israel sehen sie die Ausgeburt der Hölle, der vernichtet gehört…

Ich beschloss, mich nun auf den Weg zu meinem Auto zu machen. An der Oder entlang kam ich zu einem alten Lokschuppen der ehemaligen Hafenbahn. Auch er wurde mit allerlei Gekritzel „verschönert“. Losungen wie A.C.A.B, 1312 (All Cops areBastards) und primitive, polizeifeindliche Reime („Haut die Bullen platt wie Stullen) machten einen heruntergekommenen, verwahrlosten Eindruck des Umfeldes.Diverse Aufkleber fanden sich auch hier. Auf ihnen wurde zu fragwürdigen Demonstrationen eingeladen und sich mit einschlägigen linken Akteuren und Szeneobjekten und  ihren menschenverachtenden Hasstiraden solidarisiert. Mittendrin wartete die Havanna Bar auf Kundschaft und in unmittelbarer Nachbarschaft bewunderte ich die Konzerthalle.

Zum Schluss erspähte ich beim Einsteigen noch die Losung „Wer Deutschland liebt, soll Deutschland verlassen“ /„Wer Deutschland nicht liebt, hat Deutschland verstanden“ und andere, in meinen Augen dämliche, Schriftzüge. Ob in unserer Stadt der alte Linkenspruch: „Haut die Glatzen bis sie platzen“ hinsichtlich eines bestimmten Glatzenträgers  auch heute noch als „angemessen“ angesehen wird, darf zumindest hinter vorgehaltener Hand doch eher bezweifelt werden. So können sich dumme und hasserfüllte Sprüche schnell  gegen deren (un-)geistige Urheber selbst richten. (MM)

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