„Integration als Herkulesaufgabe – damals wie heute“

>>> MOZ-Kommentar vom 20./21.06.2015 <<<

“Wenn einfache Begründungen für ein Nachlassen der “Willkommenskultur” bzw. der Aufnahmebereitschaft ausländischer Bürger in Deutschland sorgen, bemüht man seit einiger Zeit den Vergleich mit den Kriegsjahren in Deutschland und Europa der vierziger Jahre. So geschehen auch in dem o.g. Kommentar der “Märkischen Oderzeitung” eines Axel Habermehl. Pech nur, wenn man vergeblich versucht, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, um dem manchmal gutgläubigen Leser mit Halbwahrheiten beizukommen. Vielleicht, so die Hoffnung, ist die Kriegsgeneration in großen Teilen bereits ausgestorben und Teile der nachwachsenden Generation haben von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, das Fach Geschichte ganz abzuwählen?

Letzteres erspart die Mühe, Fakten zu erfahren, denn das belastet ohnehin nur. Es steht ja alles im Internet.

Immer wieder wird das Gefühl der Deutschen vor Überfremdung in Anführungszeichen gesetzt.

Nur: Gefühle sind nicht zu steuern. Man darf es den Menschen getrost selbst überlassen, auf ihr Gefühl zu hören. Das tut normalerweise jeder, so er denn im Vollbesitz seiner körperlichen und geistigen Kräfte ist. Darüber hinaus ist die enorme Steigerung der Flüchtlingszahlen nach Deutschland wohl Grund genug, das Thema offen ansprechen zu müssen.

Zurück aber zu den Jahren am Ende des 2.Weltkrieges:
Allen, die auf die Aufnahmebereitschaft der Deutschen bezüglich Kriegsflüchtlingen abstellen, sei gesagt, dass in Deutschland Kriegsrecht herrschte und die Flüchtlinge Deutsche waren, die aus dem Reichsgebiet vor der nahenden Front, später durch Vertreibung aus ihrer angestammten Heimat geflohen waren – und dies nicht freiwillig. Sie flohen damals innerhalb Deutschlands zu anderen Deutschen!

Als die Flüchtlingsströme nicht zu enden schienen, musste die deutsche Verwaltung sogar Zwangseinquartierungen vornehmen, um einigermaßen Herr der Lage zu bleiben. Und dennoch waren die Flüchtlinge Landsleute, sprachen die deutsche Sprache und gehörten demselben Kulturkreis an.

Heute wird uns Bürgern weisgemacht, dass doch alle Kommenden „Flüchtlinge“ wären und diese das nationale Schicksal der Deutschen von damals teilten. Welch eine Zumutung als Vergleich!

Meine Eltern- und Großeltern waren entweder aus Schlesien bzw. von jenseits der Oder – u.a. aus der damaligen Frankfurter Dammvorstadt – kriegsbedingt bis zur Elbe geflohen und konnten nicht mehr zurück in ihre Heimat. Die Siegermächte des 2.Weltkrieges wollten dies so. Sie haben sich unter Hunger und Not selbst ein Dach über den Kopf neu geschaffen und sich eine Existenz aufgebaut. Sie vertrauten ihrem Können und dem festen Überlebensmut, bekamen in schwierigen Zeiten Kinder und zogen sie unter Entbehrungen auf.

Das kann, nein, sollte man auch jenen Ankommenden weitergeben, ob aus Afrika, aus dem Orient oder wo auch immer herkommend. Ein Asylrecht bedeutet nicht unbedingtes Bleiberecht.

Was wird eigentlich aus ihren in der Heimat zurückgebliebenen Angehörigen, wie Müttern, Kindern, Schwachen und Alten? Was tun die Regierenden der Ursprungsländer dieser Flüchtlinge? Haben diese keinerlei Verantwortung für ihre Bürger? Wer fragt danach?”

Erhard Hellmer, geb.1948 in Frankfurt(Oder)

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